Orgelzyklus Roman Summereder 2023
Im Rahmen der Konzertreihe St. Pöltner Orgelkunst 2023
Pfingstsonntag, 28. Mai 2023, 18.00 Uhr, Dom St. Pölten
ORGELZ YKLUS SUMMEREDER
Roman Sumereder, Orgel
Programm dieses Abends:
MAX REGER (1873–1916), Toccata in d-moll und Fuge in D-Dur, aus den 12 Stücken für die Orgel op. 59, 1901
GYÖRGY LIGETI (1923–2006), Ricercare omaggio a Frescobaldi (aus „Musica ricercata“, 1951/53)
ANTON HEILLER (1923–1979), 1. Sonate für Orgel (1944/45)
I. Allegro non troppo
II. Lento | Più mosso | Tempo primo (manualiter)
III. Con brio (Tempo di Toccata)
GYÖRGY LIGETI, Volumina (1962/66)
MICHAEL RADULESCU (1943), Madrigali (2010) Neun Strophen für Orgel über die Tonbuchstaben E-G-E-D-A-C-H-E-R
Hier das Programmheft zum Download.
Zum Programm ...
Das Programm des heutigen Abends kreist um die Jubilare des Jahres 2023:
Gemeint sind die beiden 100er Anton Heiller und György Ligeti, sodann Michael Radulescu, der im Juni seinen 80. Geburtstag erreicht. Gemeint ist auch Max Reger, der 150er, der Januskopf, der gleichzeitig in die Vergangenheit
und in die Zukunft blickt. Ihm verdankt die Musik des 20. Jahrhunderts wesentliche Initialimpulse. So fungiert dessen Toccata und Fuge aus Opus 59 als Präludium der Programmfolge. Wenn gleich es sich dabei nur um eine Momentaufnahme aus einem titanischen Oeuvre handelt, weist dieses „Diptychon“ dennoch die ganze Bandbreite expressiver Mittel auf, über die er, der Klang-Dramaturg, souverän verfügt. Ein vitales Gegensatzpaar bilden die beiden 1923 Geborenen. Als Jungkomponisten nach dem 2. Weltkrieg hatten Anton Heiller und György Ligeti, der eine in Wien, der andere in Budapest, gemeinsame Ausgangs und Berührungspunkte in einer linear-dissonanten Polyphonie. Dies führen Ligetis Ricercare Omaggio a Frescobaldi und Heillers 1. Sonate vor Ohren. Dann aber, um 1960, trennten sich die Wege sehr rasch. Ligetis rasante kompositorische Entwicklung mündete in einen radikalen und kritischen Neuansatz der Orgelkomposition. In der Absicht, ein von sehr würdigen Traditionen erstarrtes Instrument neu zu erfinden, ersann seine schöpferische Fantasie, jenseits der traditionellen Begriffe von Harmonik, Melodik und Rhythmik, einen ausgesprochen konträren Klang, der überdies eine völlig neu entwickelte Notationsweise erforderte. Ob und wie nach solcherart „bracchial“ exponierten Klangflächen, die gegen- und ineinander wabern und vibrieren, Tonverhältnisse neu gehört, neu geordnet, und mit ihnen weiterkomponiert werden kann, bleibt eine offene Frage. Einen jedenfalls spannenden Versuch unternahm Michael Radulescu 2010 mit seinen „Madrigali“. RS
Der Künstler des Abends
Roman Summereder
Roman Summereder, geb. 1954 und aufgewachsen in Ried im Innkreis. Nach Studien in Wien (Kirchenmusik, Orgel bei Anton Heiller, Musiktheorie und Komposition bei Kurt Schwertsik) und Brüssel (Cembalo bei Robert Kohnen) war er Korrepetitor am Brucknerkonservatorium Linz und beim Jeunesse-Chor Wien. Seit 1979/80 unterrichtet er an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Wien: Partiturspiel, Basso continuo, Geschichte und Analyse der Kirchenmusik, Leitung einer Orgelklasse 1999-2019.
Ur- und Erstaufführungen,
Mehrere Veröffentlichungen zur Orgel- und Kirchenmusik im Spannungsfeld der Moderne.
Meisterkurse, Lesungen und Workshops, u.a. an der Internationalen Sommerakademie für Organisten in Haarlem.
Summereder konzertiert an historischen und modernen Instrumenten, mit Repertoireschwerpunkt 20. und 21. Jh.
Im Messiaen-Jahr 2008 erhielt er für seine CD „Zungen aus Feuer“ (mit Werken von Schönberg, Messiaen, Reda und Ligeti) den Pasticcio-Preis des Senders Ö1. Große Aufmerksamkeit wurde seiner weltweit ersten Gesamteinspielung des Orgelwerks von Anton Heiller zuteil, aufgenommen an der Bruckner-Orgel der Stiftsbasilika St. Florian bei Linz (Label AMBIENTE). Zur Zeit ist er für dasselbe Label mit einem repräsentativen Querschnitt durch das Orgelwerk von J.N. David befaßt: Vol. I erschien 2017, Vol. II erscheint im Oktober 2020, Vol. III ist für 2023 vorgesehen.
Sein Repertoire reicht vom 16. Jh. bis in unsere Zeit. Einen besonderen Schwerpunkt bildet dabei die zeitgenössische
Orgelmusik des 20. und 21. Jahrhunderts. Es gibt derzeit nur wenige Organisten, die sich eine so fundierte Kenntnis der Orgelmusik der vergangenen 120 Jahre erworben haben. Hinzu kommt eine spürbare Lust Querverbindungen über
Jahrhunderte und Stile zu ziehen, was sich für das interessierte Publikum in den jährlichen Programmen widerspiegeln wird.